Meine Reaktion auf bestimmte Fragen hat mich stutzig gemacht. Eigentlich kann ich nur sehr schwer Nein sagen. Allgemeines Kopfschütteln und Verwunderung? Es ist wahr, es fällt mir schrecklich schwer, Nein zu sagen. Außer bei bestimmten Formulierungen. Sollte mann nun eine alles entscheidende, lebensverändernde Frage stellen wollen, kann ich nur sagen, Fragen will gelernt sein!
Wir tasten uns an das Thema heran und beginnen ganz basal. Angenommen, ich tue irgend etwas und es ist offensichtlich, dass ich es nicht alleine schaffen werde und dabei Hilfe benötige. Was mindestens drei Mal täglich nie vorkommt. Auf die Frage: ‚Brauchst du Hilfe?‘ werde ich mit Sicherheit ‚Nein‘ antworten. Erstens ich will es ALLEIN schaffen. Weil das die Herausforderung darstellt. Und zweitens entsteht durch die Formulierung der Fragestellung automatisch ein Kompetenzgefälle. Zwischen jemanden, der es kann und dem anderen, der bedürftig ist. Das triggert den Stolz in jedem Fall. Anders ein ‚Darf ich dir helfen?‘ Wow! Es scheint jemanden ein Anliegen, mir zu helfen. Wie kann ich da Nein sagen?
Die nächste Ebene. Wir nähern uns der Sache. Komischerweise kann ich auf die Fragestellung ‚Krieg ich einen Kuss?‘ jederzeit die Arme vor der Brust verschränken, die Stirn runzeln, die Lippen zusammenkneifen und ‚Nein‘ antworten. Naja – wahrheitsgetreu – den Kopf schütteln. Die Art der Formulierung bewirkt einfach immer diese Reaktion in mir. Lautet die Frage allerdings ‚Darf ich dich küssen?‘ (hier in passendem Tonfall mitlesen!) kann ich nicht mal mehr normal antworten, sondern nur noch ein leises ‚Ja‘ hauchen. Denn wie romantisch ist das denn bitteschön?
Kommen wir zu der alles entscheidenden Frage! Die mann nur einmal im Leben stellt. Hier spreche ich ausdrücklich nur für MICH und nicht für die restliche, weibliche Bevölkerung! ‚Willst du mich heiraten?‘ ‚Nein.‘ Die Hochzeitsplanungen überfordern mich. Allein der Gedanke daran. Zu viel auf einmal. Zu viele Meinungen und Wünsche. Zu viel dies und das. Aber anders formuliert: ‚Willst du mit mir verheiratet sein?‘ ‚Ich kann es nicht mehr abwarten!‘ Endlich lohnt es sich wieder zu kochen. Endlich muss ich nicht mehr ganz hinten in der Schublade nach alten, löchrigen Socken suchen, weil die intakten in der Wäsche sind und es noch nicht für eine volle Waschmaschine reicht. Endlich kann ich mich wieder über einen offen gelassenen Toilettendeckel ärgern. Wie in den guten alten Zeiten mit meinen Schwestern. Endlich… Klingt schreecklich romantisch?! Ist es auch!
Also, ich zähle die Tage. Der Countdown läuft…
Juli